Requiem von W. A. Mozart 2023

Konzert vom 05. 11. 2023

Totenmesse zum Geburtstag

JUBILÄUM – Der Chorgemeinschaft Alexander Friedrich gelang ein rührendes Mozart-Requiem.

von Michael Vieth

Seit 30 Jahren im Fürther Kulturleben aktiv, 100 Konzerte mit Werken von den Bach-Söhnen bis zu Operetten-Auszügen: Consort und Chorgemeinschaft Alexander Friedrich haben dieser Tage allen Grund zu jubilieren. Mit einem immer aktiven Chorleiter, der neunjährig zu den Regensburger Domspatzen kam und seine handwerklichen Fähigkeiten in einer Ausbildung als Klavierbauer bewies — und der nebenbei in diesem Jahr ebenfalls einen runden Geburtstag feierte, den 70.

Gründe genug für ein singuläres Werk von Wolfgang Amadeus Mozart, dessen Kompositionen das Ensemble besonders häufig ins Programm nahm. An diesem ersten November-Sonntag also das Requiem, um dessen Entstehung sich viele Mythen ranken, vom anonymen Auftraggeber bis zum tragischen Tod Mozarts vor der Vollendung. Von Witwe Constanze bekam sein Schüler Süßmayr das vorhandene Notenmaterial mit der Bitte, es zu vollenden.

Schön, dass Kirchenschiff und Emporen von St. Michael bestens gefüllt waren. Im Altarraum 40 Sängerinnen und Sänger sowie ein vergrößertes Consort, jeweils hälftig aus Streichern und Bläsern besetzt; viele von ihnen musizieren schon lange in dieser Gemeinschaft.

So deutete sich schon in den Eingangstakten der aufgeraute, von den Bläsern bestimmte Klang des Ensembles an, wenn Fagotte und Bassetthörner zart, ja sphärisch das RequiemThema anstimmten. In gestaffelter Folge setzten die Chorstimmen ein, führten im forte zu einem ersten Höhepunkt, wenn die Sopranistin voller Inbrunst „Te decet hymnus, Deus“, zum Lobgesang Gottes aufrief; wundervoll Andrea Zeilinger mit berückend lichtem, hohem Stimmklang. Furios folgte die chorische Doppelfuge mit den ineinander verwobenen Anrufungen von Kyrie eleison und Christe eleison, von Friedrich mit knapper Zeichengebung klar strukturiert.

Markantes Posaunenmotiv, in das der Solobass eindringlich einstimmte: Das Tuba mirum wirkte archaisch und doch voll majestätischer Würde, die Solisten übernahmen die folgenden Abschnitte auf melodiösem Streichergrund. Zeilinger, Cornelia Schmid, Christopher Kessner und Manuel Krauß waren ein herrlich ausgeglichenes Quartett, das aufeinander hörte, miteinander aufregend gestaltete.

Energisch die Männerstimmen in der Sündenbuße des Confutatis, mit flehend ergreifender Zurückhaltung der Ruf der Frauenstimmen nach Erlösung. Weiche Melodielinien des Chores dann im Lacrymosa, wie atemlos stockend in milder Ahnung von Seligkeit über drängend pulsierenden Vierteln des vorzüglich agierenden Orchesters.

Angstvolle Bitte um Frieden im Agnus Dei, in diesen Tagen so wichtig wie lange nicht, mit einem verheißungsvollen Sopransolo, das ewiges Licht und Freude verhieß. Alexander Friedrich leitete mit feinem Gespür für Stabilität und Balance des musikalischen Ausdrucks.

Auf die bewegenden Schlusstakte des Lux aeterna lassen Dirigenten selten Zugaben folgen; Friedrich und sein Ensemble aber dankten für den reichen Applaus mit einer der schlichtesten wie ergreifendsten Kompositionen von Mozart, dem in unmittelbarer Nähe zum Requiem entstandenen „Ave verum corpus“. Himmlisch.