Kulturforum 2015

Konzert vom 19. 07. 2015

Alle Lande sind seiner Ehren voll

Friedrichs Ensembles mit Bachs „Dank-Hymne der Freundschaft“

von Günter Greb

Landauf, landab fluten gerade Open-Air-Konzerte mit Opern- und Operettenmelodien, Walzern und Märschen die Ohren rotweinseliger Zuhörer. Einen deutlichen Kontrapunkt setzte nun Alexander Friedrich mit seiner Chorgemeinschaft und den Kammersolisten im Großen Saal des Kulturforums mit Carl Philipp Emanuel Bachs „Dank-Hymne der Freundschaft“.

Es ist ein in mehrerlei Hinsicht bemerkenswertes Werk: Erst vor rund 20 Jahren wiederentdeckt, darf die Dank-Hymne für vier Vokalsolisten, Chor und Orchester als Wegbereiter der klassischen und romantischen Oratorien angesehen werden. Und für Joseph Haydns „Schöpfung“ hat sie womöglich sogar Vorbildfunktion gehabt, weist sie doch in thematischer Hinsicht Ubereinstimmungen mit diesem Werk auf. Beginnend mit dem Chorsatz „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich“ bis zum Schlusschor „Schön ist Gottes Welt“ ist das Bach-Opus ein einziger Lob- und Bankgesang auf den Schöpfer.

Heikler Einsatz

Für einen Laienchor stellt die Hymne im Oratorienformat eine gewaltige Herausforderung dar, die die Sängerschar unter der zupackenden und umsichtigen Leitung Alexander Friedrichs beeindruckend bewältigte. Begleitet von Trompeten und Pauken wird schon im Eingangschor die Freundlichkeit und Güte Gottes mit mächtiger Klangfülle besungen. Ein chorisches Glanzlicht ist die sicher gemeisterte Fuge „Alle Lande sind sei ner Ehren voll“, die durch das Soloquartett noch bereichert wird. Heikel ist dieser Einsatz auch deshalb, weil der Chor nach einer von den Vokalsolisten gestalteten langen Phase unmittelbar präsent sein muss.

Geprägt wird das Werk von Finali beider Teile; hier lässt Bach in stetem Wechsel von Solostimmen und Chor das Gotteslob erklingen. Ob in Jubelgesang, in Chorälen („Du zeigst der Sonne ihren Lauf“), A-cappella („Du nimmst des Menschen Leben wahr“) oder in den neun Versen des Schlusschores: Die Chorgemeinschaft zeigt sich den vielfältigen Ansprüchen durchaus gewachsen.

Die vier Solisten trugen wesentlich zum hohen Niveau der Aufführung im Kufo bei. Andrea Zeilinger mit ihrer makellosen, hell timbrierten Sopranstimme in der Arie „Der Vogel singt’s“, Johanna Sander mit fülligem Alt in der Ariette „Herr, wert, dass Scharen der Engel dir dienen“, Thomas Fahner mit leicht ansprechendem lyrischem Tenor im Rezitativ „Und du, Herr Zebaoth“ und Bassist Dieter Hölzl, der in der dramatischen Arie „Ich weiche nicht“ glänzte.

Als einfühlsamer, exakt musizierender, aber auch mitgestaltender Klangkörper erwies sich das Kammerorchester mit Streichern, Holz- und Blechbläsern und Pauken, das bei diesem Werk von der ersten bis zur letzten Note im Einsatz war.