Adventskonzert 2015

Konzert vom 29. 11. 2015

Ein gewagtes Kontrastprogramm

Unterhaltungsmusik trifft beim Adventskonzert auf barocke Ausdruckstiefe

von Günter Greb

Ein Konzert des Alexander Friedrich Consorts zum 1. Advent war in der Auferstehungskirche im Stadtpark angesagt. Doch nur bis zur Halbzeitpause stimmte das Programm besinnlich. Dann wurde es im starken Kontrast dazu weltlich.

Im ersten Teil interpretieren die Musiker zwei Kantaten von Georg Philipp Telemann und weihnachtliche Choräle von Johann Sebastian Bach. In der Kantate „Der Herr regiert über die ganze Welt“ überzeugt die Sopranistin Andrea Zeilinger mit ihrer klangvollen Stimme in der Gestaltung der beiden Arien.

Mit leicht ansprechender Höhe und hellem Timbre meistert sie die Koloraturen in beeindruckender Weise und steht so im Mittelpunkt dieses Werkes, während dem Chor die beiden kurzen Choräle, gesungen in voller Lautstärke und Klangfülle, vorbehalten bleiben.

In der Kantate „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ setzt der Bariton Dieter Hölzl mit eindrucksvoller Gestaltung dramatische Akzente — auch in den Rezitativen. Seine Arie „Willkommen mein Jesus“ ist ein vokales Glanzlicht dieses Werkes, klangschön und mit leicht ansprechender baritonaler Höhe dargeboten.

Die beiden Bach—Choräle „Ich steh an deiner Krippen hier“ und „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ dirigiert Alexander Friedrich in sehr forschem Tempo, immer in der gleichen Lautstärke und Klangfülle. Etwas mehr dynamische Gestaltung hätte der Wirkung hier gutgetan. Einzig bei der Textstelle „Lieblich, freundlich“ ist der Chor einmal im Piano zu hören. Die Kammersolisten begleiten Chor und Solisten exakt und einfühlsam.

Nach einer kurzen Umbaupause ist dann Schluss mit adventlicher Besinnung. Kaffeehausmusik bestimmt fortan die Szene. Die Kammersolisten sind zur Unterhaltungskapelle mit dominierendem Schlagzeug mutiert. Der Chor zieht zu dem von Alexander Friedrich komponierten Musikstück „Die Verwandtschaft kommt“ von der Sakristei in den Altarraum ein.

Da gibt es Händeschütteln, Unterhaltung, Gaudi. Man freut sich schon auf den Weihnachtsgänsebraten, nachdem auch die Eigenkomposition „Einzug der Weihnachtsgeschenke“ verklungen ist.

Einiges aushalten müssen die zwischen den Instrumentalstücken gesungenen Weihnachtslieder. Alle sind im wiegenden langsamen Walzertakt gehalten — nach dem Motto: „Alles Walzer, oder was?“. „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ klingt gar wie ein Faschingsliedchen. Lichtblick im zweiten Teil sind die von Andrea Zeilinger gesungenen englischen Weihnachtslieder „White Christmas“ von Irving Berlin und „Jingle Bells“.

Dann gibt es noch einen Rentier-Galopp und eine Schneemann-Polka, ehe mit dem schmachtend gesungenen „Süßer die Glocken nie klingen“ der Ausflug ins Unterhaltungsfach endet. Zu den Zugaben „Weihnachtsglöckchen“ und. „Stille Nacht“ — natürlich wieder im Walzertakt — kommen die Zuhörer, nachdem der Beifall schon geendet hat.

Für künftige „Adventskonzerte“ mit ähnlichem Program wäre zu überlegen, ob ein Gotteshaus dem Genre wirklich angemessen ist.