von Michael Vieth
FÜRTH – Mit „Musik aus Wien“, so das Konzert-Motto, feierte die Fürther Chorgemeinschaft Alexander Friedrich ihr 30-jähriges Bestehen im Schloss Burgfarrnbach.
Drei Jahrzehnte, damit gilt man in Zeiten des kriselnden Amateurchor-Schaffens schon zu den Traditionsensembles. Die Geschichte der Fürther ist rasch erzählt: Weil Singstimmen fehlten, löste sich im Dezember 1993 die 15 Jahre zuvor gegründete Chorgemeinschaft des Finanzamtes Fürth auf.
Beim Abschlusskonzert entstand allerdings sofort die Idee, einen neuen Chor zu gründen. Und auch der Chef vom Ganzen, Klavierbauer Alexander Friedrich, 1953 in eine Fürther Musikerfamilie hineingeboren und als Bub Mitglied der Regensburger Domspatzen, wollte weitermachen.
Bald waren 20 Mitglieder beisammen und gemeinsam mit dem Instrumentalconsort, 2000 mit dem Kulturförderpreis der Stadt Fürth ausgezeichnet, ist die neue Chorgemeinschaft inzwischen 30 Jahre in der Kleeblattstadt aktiv. Und die Bandbreite der Konzertprogramme erstreckte sich seit eh und je vom bedeutungsschweren Requiem bis zu Chormusik und Ensembles aus Opern und Operetten.
Was könnte in diesen heißen Sommertagen besser Erfrischung bieten als launig prickelnde „Musik aus Wien“? Friedrich und seine derzeit 30 Choristinnen und Choristen hatten zu einem bunten Programm in den Festsaal des Schlosses Burgfarrnbach eingeladen. Die Vertonung eines „Abendlied zu Gott“ von Joseph Haydn hatte man bewusst an den Beginn gesetzt. Markanter Tuttiakkord im einleitenden Adagio, die Sechzehntel im folgenden Fugenabschnitt kamen perlend, blitzend; Friedrich leitete sparsam, setzte pianistisch Akzente in seiner Begleitung.
Im Mozart-Kanon „Essen, Trinken“ ging es genüsslich um die „Brätchen“ und „Pastetchen“, um Leib und Seele zusammen zu halten. Mit Augenzwinkern danach der Kanon „Difficile lectu mihi mars“, dessen Pseudo-Latein die von Mozart so geliebte Doppeldeutigkeit widerspiegelte.
Zwischen beschwingten Deutschen Tänzen dann „Das Veilchen“, das die Geschichte des unauffälligen „herzigs Blümeleins“ erzählt, das die junge Schäferin übersieht. Sopranistin Andrea Zeilinger, die schon oft mit dem Chor konzertierte, gab dem kleinen floristischen Drama mit ihrem anrührend lichten, hohen Stimmklang eine leuchtende Bühne.
Johann Strauß‘ „Kaiserwalzer“ setzte schließlich ein fabelhaftes Instrumental-Ensemble des Friedrich Consorts mit sinnlicher Delikatesse und wienerisch tänzerischem Rausch hinreißend in Szene; da wippten die Choristen mit, ebenso viele der gut 150 Zuhörer. Und „Mein Herr Marquis“ aus der „Fledermaus“ vereinte imposant Solistin, Chor und Instrumentalisten.
Klänge von Robert Stolz, dem letzten Protagonisten der Mitte des vergangenen Jahrhunderts verblichenen silbernen Operettenära, bildeten den beeindruckenden Schwerpunkt am Ende des Abends, durch den Alexander Friedrich mit kleinen Anekdoten aus dem großen Wiener Musikuniversum einfühlsam wie schmunzelnd informativ führte. Seelenvoll brillierte da wiederum Andrea Zeilinger mit „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“. Und der hörbar in Operettenlaune gestimmte Chor besang empfindsam „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“.
Viel herzlicher Beifall und eine echte Rarität als Zugabe: Der „Hymnus on the art“ des 1839 geborenen, amerikanischen Organisten und Komponisten Dudley Buck, der seine Studienjahre in Paris und Leipzig verbrachte und dort bei einem Schüler eines der letzten Studenten von Bach lernte. Ein sehr majestätisches Chorwerk mit hymnischem Beginn, Fugenteil und glorios schwungvollem Finale.
Eine gute Einstimmung auf weitere klangvolle Jahre der Chorgemeinschaft, der man erfolgreiche Konzerte und, auch das gehört zur Wahrheit, insbesondere jüngere Verstärkung in ihren Reihen wünschen möchte.