von Günter Greb
„Viele verachten die edele Musik“ mit diesem Chorsatz von Johann Caspar Bachofen, einem Zeitgenossen Johann Sebastian Bachs, eröffnete die Chorgemeinschaft Alexander Friedrich den Consortsommer 2011 im Schloss Burgfarrnbach bei heftigem Regen und nicht gerade sommerlichen Temperaturen, Gott sei Dank nicht als Open-Air-Veranstaltung!
Die Zuhörer indes erfreuten sich an der „edelen“ Musik, die Chor und Solisten darboten. Schon in diesem Chorsatz erwies sich die Chorgemeinschaft als homogenes Vokalensemble mit kraftvollem Klang, leuchtenden Sopranstimmen und einem sicheren Bassfundament. Mit Schwung und Präzision wurden die flotten Koloraturen gemeistert – ein gelungener Auftakt.
Für den Chorsatz „Psallite deo nostro“ aus dem Magnificat von Johann Sebastian Bach wäre allerdings etwas mehr Ruhe und Ausdruck angebracht gewesen. Dies war dann beim Kanon „Im Arm der Liebe“ von Ludwig van Beethoven der Fall, während es im „Metronom-Kanon“ um rhythmische Präzision ging, die auch einwandfrei gelang. Solostücke von zwei Bach-Söhnen ergänzten den ersten Programmteil. In dem Lied „Der Phoenix“ von Carl Philipp Emanuel Bach konnte Sopranistin Andrea Zeilinger, Preisträgerin beim internationalen Suder-Musikwettberb 2010, mit kraftvoller Sopranstimme überzeugen, und im Allegrettosatz aus einer Sonate für Klavier zu vier Händen von Johann Christian Bach brachten die beiden Pianisten Fabian Engelhardt und Alexander Friedrich diese graziös verspielte Musik, reich an Verzierungen und perlenden Läufen, sehr schön zum Klingen.
Ins 19. Jahrhundert ging es im zweiten Teil des Konzerts, und hier entzündete Zeilinger musikalische Glanzlichter. In „Il fervodo desiderio“ von Vincenzo Bellini begeisterte die junge Sängerin mit Tendenz zum italienisch-dramatischen Fach mit ausdrucksvoller Gestaltung, und in dem Lied „Von ewiger Liebe“ von Johannes Brahms im Stil einer dramatischen Ballade gelang ihr mit glasklaren Spitzentönen eine eindrucksvolle Wiedergabe. Engelhardt erwies sich in beiden Stücken als versierter Klavierbegleiter.
Mit zwei gewaltigen Chorwerken trumpfte der Chor im zweiten Teil auf. Das „Ballett der Schatten“ von Hector Berlioz ist eine romantisch-schaurige Komposition mit dramatischen Ausbrüchen des Ensembles und einem virtuosen Klavierpart, die Alexander Friedrich mit seiner Sängerschar bravourös darbot. In dem abschließenden „Hymnus an die Musik“ von Dudley Buck, einem Werk im Stil der Spätromantik mit deutlichen Anklängen an Anton Bruckner-mit anspruchsvollen Tempo- und Stimmungswechseln lief der Chor in den Fortepassagen nochmals zu beachtlicher Form auf.
Die Zugabe blieb Andrea Zeilinger vorbehalten: In einem Lied von Felix Mendelssohn-Bartholdy beeindruckte sie ein weiteres Mal mit Stimmkraft und ausdrucksvoller Gestaltung. Alexander Friedrich fungierte‘ abermals nicht nur als Dirigent und Klaviersolist, sondern lockerte in seiner mit Anekdoten angereicherten Moderation auch das Programm auf.