Sommerkonzert 2011

Konzert vom 19. 07. 2011

Spagat beim Schattenballett

von Günter Greb

„Viele verachten die edele Musik“ ­mit diesem Chorsatz von Johann Cas­par Bachofen, einem Zeitgenossen Johann Sebastian Bachs, eröffnete die Chorgemeinschaft Alexander Friedrich den Consortsommer 2011 im Schloss Burgfarrnbach bei heftigem Regen und nicht gerade sommerli­chen Temperaturen, Gott sei Dank nicht als Open-Air-Veranstaltung!

Die Zuhörer indes erfreuten sich an der „edelen“ Musik, die Chor und Solisten darboten. Schon in diesem Chorsatz erwies sich die Chorgemein­schaft als homogenes Vokalensemble mit kraftvollem Klang, leuchtenden Sopranstimmen und einem sicheren Bassfundament. Mit Schwung und Präzision wurden die flotten Koloratu­ren gemeistert – ein gelungener Auf­takt.

Für den Chorsatz „Psallite deo nos­tro“ aus dem Magnificat von Johann Sebastian Bach wäre allerdings etwas mehr Ruhe und Ausdruck angebracht gewesen. Dies war dann beim Kanon „Im Arm der Liebe“ von Ludwig van Beethoven der Fall, während es im „Metronom-Kanon“ um rhythmische Präzision ging, die auch einwandfrei gelang. Solostücke von zwei Bach-Söhnen ergänzten den ersten Pro­grammteil. In dem Lied „Der Phoe­nix“ von Carl Philipp Emanuel Bach konnte Sopranistin Andrea Zeilinger, Preisträgerin beim internationalen Suder-Musikwettberb 2010, mit kraft­voller Sopranstimme überzeugen, und im Allegrettosatz aus einer Sonate für Klavier zu vier Händen von Johann Christian Bach brachten die beiden Pianisten Fabian Engelhardt und Ale­xander Friedrich diese graziös ver­spielte Musik, reich an Verzierungen und perlenden Läufen, sehr schön zum Klingen.

Ins 19. Jahrhundert ging es im zwei­ten Teil des Konzerts, und hier entzün­dete Zeilinger musikalische Glanzlich­ter. In „Il fervodo desiderio“ von Vin­cenzo Bellini begeisterte die junge Sängerin mit Tendenz zum italie­nisch-dramatischen Fach mit aus­drucksvoller Gestaltung, und in dem Lied „Von ewiger Liebe“ von Johan­nes Brahms im Stil einer dramati­schen Ballade gelang ihr mit glaskla­ren Spitzentönen eine eindrucksvolle Wiedergabe. Engelhardt erwies sich in beiden Stücken als versierter Kla­vierbegleiter.

Mit zwei gewaltigen Chorwerken trumpfte der Chor im zweiten Teil auf. Das „Ballett der Schatten“ von Hector Berlioz ist eine romantisch-schaurige Komposition mit dramati­schen Ausbrüchen des Ensembles und einem virtuosen Klavierpart, die Ale­xander Friedrich mit seiner Sänger­schar bravourös darbot. In dem abschließenden „Hymnus an die Musik“ von Dudley Buck, einem Werk im Stil der Spätromantik mit deutli­chen Anklängen an Anton Bruckner-mit anspruchsvollen Tempo- und Stimmungswechseln lief der Chor in den Fortepassagen nochmals zu beachtlicher Form auf.

Die Zugabe blieb Andrea Zeilinger vorbehalten: In einem Lied von Felix Mendelssohn-Bartholdy beeindruckte sie ein weiteres Mal mit Stimmkraft und ausdrucksvoller Gestaltung. Ale­xander Friedrich fungierte‘ abermals nicht nur als Dirigent und Klavier­solist, sondern lockerte in seiner mit Anekdoten angereicherten Modera­tion auch das Programm auf.